Weinkultur ist fast so alt wie die Menschheit. Vergorenen Most aus Trauben zu veredeln war schon in den frühesten Kulturen der Antike bekannt. Schon bald begannen die Menschen mit der Fermentation zu experimentieren, und Weinreben wurden gezielt hinsichtlich des Geschmacks und des Ertrags kultiviert. Besonders die Griechen trugen ihre Lieblings-Reben über die Landesgrenzen hinaus nach Südfrankreich und Süditalien, wo sie noch heute angebaut werden. Wein war schon in Ägypten, Griechenland und Rom zu haben, und mit den Römern gelangte das Getränk über die Alpen, zunächst nach Gallien, wo man es begeistert aufgriff, und dann auch an den Rhein. An Mosel, Saar und Ruwer entwickelte sich heimischer Weinbau, der heute weltweit ein Begriff ist. Die Liebe zu den Reben ist inzwischen international, in Südafrika, Kalifornien und China stellen Winzer Qualitätsweine her.
Weinerstellung – so machen es die Profis
Die Arbeitsschritte bei der Weinherstellung sind noch immer dieselben wie vor tausenden von Jahren, wenn auch mit modernen Mitteln. Die Trauben werden geerntet, sobald sie den gewünschten Reifegrad haben. Das kann von Hand, aber auch mit modernen Erntemaschinen geschehen. Anschließend werden die Weinbeeren von ihren Stielen getrennt, vor allem, wenn ein Weißwein hergestellt werden soll. Bei Rotweinen werden durchaus Stiele mit in die Maische gegeben, um dem Wein durch die Gerbstoffe mehr Körper zu verleihen. Das Maischen ist das Zerstampfen der Trauben zu einer Masse, die nun fermentieren muss.
Wie lange die Maische stehen bleibt, hängt von der Rebsorte ab. Ist der gewünschte Fermentationsgrad erreicht, wird sie gekeltert, also ausgepresst. Anschließend muss der so gewonnene Most eventuell gefiltert werden und muss dann lagern. Weißweine können im Stahltank reifen, gute Rotweine hingegen im Eichenfass. Schaumweine wie Champagner reifen in der Flasche.
Wein ist gesund – in Maßen
Natürlich gilt beim Wein, wie bei anderen Genüssen auch, dass das Maß ausschlaggebend ist. Das tägliche Gläschen Wein muss sich niemand nehmen lassen, denn vor allem Rotwein enthält pflanzliche Wirkstoffe, die als Antioxidantien gelten und sich positiv auf das HDL-Cholesterin auswirken. Die Behauptung, das Wein herzstärkend sei, ist also nicht ganz von der Hand zu weisen
Wein selbst erstellen: So gelingt eigener Wein
Was Winzer können, kann man auch selbst – vor noch nicht allzu langer Zeit war es auch gang und gäbe, daheim etwas zu brauen. Denn gerade Wein kann man nicht nur aus Trauben machen, sondern auch aus anderen Früchten. Schrebergärtner produzierten deshalb häufig aus den eigenen Erzeugnissen „Aufgesetzten“ – oder eben eigenen Wein. Wichtig ist, dass hochwertige Früchte in guter Qualität ausgewählt werden, frei von faulen oder matschigen Stellen. Außerdem sollte das Obst nicht mit Metall in Berührung kommen, um spätere Beeinflussung des Geschmacks zu vermeiden.
Für die eigentliche Weinherstellung brauchen Sie einige Hilfsmittel:
- Einen Glasballon für die Maischegärung, mit passendem Gärverschluss und sogenannten Gärkappen, damit die entstehenden Gase entweichen können. Mitunter werden auch Plastikbehälter empfohlen, die nehmen allerdings rasch den Geschmack und Geruch der Maische an.
- Trockenhefe für die Einleitung der Gärung. Bei einer Umgebungstemperatur ab 12 C kann die Hefe ihre Wirkung entfalten, je höher die Temperatur, umso geschwinder der Gärungsprozess.
- Hefenährsalz zur Unterstützung der Hefe bei der Umwandlung von Fruchtzucker in Alkohol.
- Antigeliermittel, die eine Verdickung und Trübung des Mosts verhindern.
Mit diesen wenigen Zutaten können Sie loslegen und nun Wein selbst herstellen. Auf der Grundlage von Trauben läuft das so ab:
- Die Trauben auspressen und den Saft in den Gärbehälter geben, wenn Weißwein hergestellt werden soll.
- Die Trauben zerdrücken und die Maische verwenden für Rotwein.
- Der Gärbehälter sollte zu höchstens 2/3 gefüllt sein. Nun werden dem Saft oder Most noch Zucker und Schwefel zugesetzt. Schwefel, etwa in Form von Kaliumdisulfit, verhindert, dass statt Wein am Ende Essig herauskommt. Und der Zucker wird für die Generierung von Alkohol benötigt. Außerdem kommen noch Antigeliermittel wie Milchsäure und Hefe samt Hefenährsalz hinzu.
- Nun kann die Gärung beginnen – der Gärbehälter wird verschlossen, lediglich ein spezielles Gärrohr erlaubt das Entweichen der Gase, die im Inneren des Behälters entstehen, lässt aber keinen Sauerstoff hinein. Wie hoch die optimale Temperatur für die Gärung ausfällt, ist für Rot- und Weißwein unterschiedlich. Ein Weißwein gärt bei Werten um 15 bis 18 C, ein Rotwein möchte mindestens 22 C Wärme haben. Insgesamt dauert der Gärprozess zwischen zwei und vier Wochen.
- Danach erfolgt der „Abstich“ – nun wird nochmals geschwefelt und der Gärbehälter wieder verschlossen. Nach weiteren vier Wochen haben sich Heferückstände unten im Behälter abgesetzt, der darüber liegende Wein sollte klar sein und kann gefiltert und auch schon abgefüllt werden. Trinkreif ist er jetzt schon. Wenn er noch eine Weile lagert, dürfte sich der Geschmack nochmals deutlich verbessern, vor allem bei Rotweinen. Bevor der Wein auf Flaschen gezogen wird, empfiehlt sich, die verbleibenden Heferückstände mit Kaliumsorbat abzutöten, um zu verhindern, dass eine Flaschengärung einsetzt und die Flaschen eventuell explodieren.
Weinverkostung: Eigenen Wein genießen oder verschenken
Wenn der erste selbst hergestellte Wein gelungen ist, ist das ein Anlass zum Feiern. Daran kann man Freunde und Familie teilhaben lassen, etwa mit einer selbst organisierten Verkostung. Und auch als Präsent oder für den Einsatz beim Kochen und beim Verfeinern von Desserts können hausgemachte Weine zum Einsatz kommen. Selbst wenn Sie es nicht schaffen, einem Bordeaux oder Pinot Grigio Konkurrenz zu machen, werden Sie vielleicht im Laufe der Zeit zum Experten für Apfelwein oder Erdbeerwein und stellen fest, dass die eigenen Produkte als Mitbringsel gern gesehene sind.
Fazit: Wein selbst herstellen – ein schönes Hobby und ein echter Genuss
Wein selbst machen ist durchaus möglich, sofern Sie nicht sofort Resultate erwarten wie beim Edelwinzer. Auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel. Mit Geduld, viel Experimentierfreude und hochwertigen Früchten werden Sie schrittweise ganz passable Produkte auf Flaschen füllen lernen. Anleitungen und regelrechte Weinkurse gibt es genug, so dass Sie sich auf die bewährten Methoden von Profis stützen können.