Kranke Nutztiere: Fast jedes vierte Lebensmittel betroffen

Nach wissenschaftlichen Studien und Mitteilungen von Organisationen wie Foodwatch und Greenpeace stammt ein Viertel der tierischen Erzeugnisse von kranken Tieren, die vermeidbar gewesen wären.

Die erarbeitete Tierwohlkennzeichnung unserer Ministerin Klöckner reicht für eine transparente Kennzeichnung nicht aus, da diese lediglich die Mindeststandards für die Haltungsbedingungen, nicht aber den gesundheitlichen Status der Nutztiere wiedergeben. Nötig ist ein Bundesweites und betriebsgenaues Register für die Dokumentation der Gesundheit unserer Tiere.

Bis zu 90 Prozent der Milchkühe erkranken durchschnittlich einmal pro Jahr

Lungen und Gelenkerkrankungen, Stoffwechsel-Störungen oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen am Euter und Klauen sind die Regel. Zudem kommen Knochenbrüche bei Legehennen hinzu, die bei einer entsprechend besseren Haltung vermeidbar gewesen wäre.

Rechtliche Konsequenzen für Betriebe mit mangelnder Tiergesundheit

Das für das Tierwohl und deren Gesundheit bereits beim Erzeuger einiges getan werden kann, ist unumstritten. Aus diesem Grund fordern die Organisationen rechtliche Konsequenzen für Betriebe, die schlechte Zustände aufweisen, aber auch im Gegenzug finanzielle Belohnung, wenn die Gesundheit der Tiere im hohen Maß langfristig sichergestellt wird.

Staatliches Tierwohllabel – das drei Stufen Modell

Bio, Vegetarisch, Vegan – viele Siegel schmücken bereits unsere Produkte und Nahrungsmittel-Verpackungen und gelten als Orientierungshilfe für den ratsuchenden Verbraucher. Doch die Vielzahl der Siegel verwirrt mehr den Konsumenten, als das diese wirklich transparenten Informationen bieten.

Gerade beim alltäglichen Einkauf wie Fleisch, Wurst und Fisch kann dies eine Hürde werden, wenn man nicht nur auf den preislichen  Aspekt schaut. Das Tierwohl – sofern man hier im weitesten Sinne davon sprechen kann – ist für den Verbraucher ein wichtiges Kaufkriterium.

Verbraucher wünschen sich Angaben und Hinweise zu den Haltungsbedingungen, die leicht nachvollziehbar im Supermarkt erkennbar sind. Diesem Wunsch will Julia Klöckner, Agrarministerin mit ihren drei Stufen-Modell des Tierwohllabels sicherstellen.
Von der Idee, zum Gesetzesentwurf und dem Tierwohllabel

Ab 2020/2021 soll es ein Tierwohllabel geben, dass „klar, wahr und verlässlich“ ist, so verspricht uns zumindest die Bundesregierung und Agrarministerin Julia Klöckner.

Einst vom Vorgänger Christian Schmidt bereits aufgegriffen, jedoch im Bundestag nie verabschiedet, greift Klöckner die Idee nun ein weiteres Mal auf. Eine inhaltliche Anpassung und die Ausweitung auf ein Drei-Stufen-Modell soll die geforderte Transparenz bieten. Dabei gilt es, je höher die Stufe, umso besser das vorgefundene Tierwohl. Ob der Vorschlag für Konsumenten tatsächlich mehr Transparenz verschafft, ist jedoch fragwürdig. Denn die bereits bestehenden Labels für Fleisch bleiben weiterhin bestehen.

Die erste Stufe liegt bereits die über den gesetzlichen Mindestanforderungen. So erhalten Bauern das Siegel für ihre Fleischerzeugnisse erst, wenn sie aktiv etwas für das Tierwohl tun.

Welche Anforderungen das im Einzelnen sind, lies man jedoch aktuell unbeantwortet stehen. Die Landwirte können auf freiwilliger Basis entscheiden, ob sie die Kennzeichnung beanspruchen wollen. Die Ministerin stellt dabei eine staatliche Förderung für Stallumbau oder Werbung in Aussicht. Wer allerdings lediglich die Mindeststandards einhält, muss auf das Tierwohllabel verzichten.

Die Kennzeichnung

Verbraucherschützer fordern schon länger, dass ein Tierwohllabel dem Verbraucher mehr Orientierung bieten soll. Langfristig wünscht man sich eine verbindliche Haltungskennzeichnung wie bei Eiern. Allerdings bleiben in diesem Fall außen vor, welches Futter oder Beschäftigungsmöglichkeiten im Sinne des Tierwohls genutzt werden. Tierwohl müsse vielmehr umfassen, als die Angabe der Herkunft und Haltung.

Nutzen des Tierwohllabels

Sie sollen bessere Lebensbedingungen für die Tiere symbolisieren und sind sicherlich ebenfalls eine clevere Marketingstrategie für Landwirte, um den Absatz und Akzeptanz zu fördern. Das aktuelle Bio-Siegel im aktuellen Verfahren verspricht hier jedoch bereits eine passende Einsicht. Die Richtlinien des Bio-Siegels gehen über das unmittelbare Tierwohl hinaus.

Nachhaltiger Fischfang – Das MSC-Zertifizierungsprogramm steht in der Kritik

Seit 1997 existiert die MSC Zertifizierung ( das blau-weiße Siegel ) und soll die Lösung auf das globale Problem der Überfischerung bieten. Die unabhängige und gemeinnützige Organisation ist als weltweit anerkannte Zertifizierungsstelle bekannt, dass für nachhaltige Fischerei sorgen soll. Für den Verbraucher symbolisiert dieses Zertifikat zudem den ökologisch einwandfreien und qualitätsbewussten Fischfang.

Das Nachhaltigkeitssiegel allerdings kein Garant für verantwortungsvollen und umweltschonenden Fischfang darstellen, verdeutlichen erneut aktuelle Berichte und kritische Stimmen. Es fehlt an  mangelnde Umsetzung und Kontrolle – so ist zudem von Bestechungsversuchen die Rede.

Bewertung durch die NON-Profit Organisation MSC

Nachhaltige Fischerei bedeutet für den MSC, dass Fanggeräte umweltverträglich eingesetzt und Fischbestände verantwortungsvoll genutzt werden. Dies spiegelt auch die öffentliche Meinung und die Grundhaltung einer solchen Zertifizierung wieder.

Für die Einhaltung der Anforderungen stehen unabhängige Gutachter zur Verfügung, die entsprechende Kontrollen durchführen. Die Messlate wird nach Angaben von MSC stetig gesteigert, zudem werden neue Zertifizierungskriterien regelmäßig erarbeitet.
Bei einer erfolgreichen zertifizierung gilt das MSC-Zertifikat einer Fischerei für fünf Jahre, das Zertifikat für Unternehmen der Lieferkette drei Jahre. Nachfolgeuntersuchungen sollen sicherstellen, dass das Unternehmen weiterhin den Anforderungen gerecht wird.
Das MSC Programm schließt sowohl kleine als auch große Fischereien ein. Nachhaltigkeit ist nicht abhängig von Größe.

Den Vorwürfen entsprechend merkt MSC an, dass es zwar Bestechungsversuche gibt, aber es sei nie nachweisbar gewesen, dass Bestechungsgeld auch angenommen wurden.  Die MSC ist eine NON-Profit Organisation und arbeitet mit Industrie, Einzelhandel, Wissenschaft, Politik und Umweltorganisationen gleichermaßen zusammen.

Jedes Jahr sterben Zehntausende Haie, Meeresschildkröten und hunderte Delfine

Greenpeace beklagt parallel, dass selbst Fischereien mit hoher Beifangrate mitunter zehntausenden Haien und Meeresschildkröten, das Siegel erhalten würde. Ehemaliger Mitbegründer des Ökosiegels Daniel Pauly formuliert seine derzeitige und abschätzende Ablehnung so: „Die MSC-Leute sind auf die dunkle Seite gewechselt, ganz und gar.“

Von einer ökologisch orientierten Fischerrei kann weiter nicht gesprochen werden, wenn aggressive Methoden beim Fischfang angewendet werden. Riesige, schwerlastige Netze pflügen dabei regelrecht den Meeresboden um und zerquetschen alles unter sich, was Ihnen in den Weg kommt. Eine kritische Fernsehreportage der ARD stellt die Zertifizierung weiter deutlich in Frage. Es werden umfassende Kontrollen der EU-Fischereien gefordert.

Eine ausführliche Stellungsnahme von MSC zu der ARD Reportage und Vorwürfen „Das Geschäft mit dem Fischsiegel“ vom 23 April 2018 ist war hier zu finden: https://20.msc.org/de/presse/stellungnahmen/das-geschaeft-mit-dem-fischsiegel

Unser Schlusswort

Zertifizierungen und Gütesiegel sollen Transparenz und Vertrauen fördern. Dafür müssen alle Stellschrauben sitzen und Kriterien für eine angemessene Beurteilung vorhanden sein. Inwiefern das MSC – Zertifikat den notwendigen Rahmen schafft, lässt sich nur mit tiefgründiger Sichtung klären.

Das Fischfang ein lukratives Geschäft ist und Fischbestände nicht „tot gestreichelt“ werden, sollte jedem Verbraucher bewusst sein, wenn dieser die Fischtheke aufsucht. Unternehmen wie Costa, Iglo und Dr. Oetker halten weiterhin an der MSC Zertifizierung fest – nicht uneigennützig, denn die Zertifizierung ist durchaus auch ein passables Marketinginstrument.

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