Schweinezucht in Deutschland

Nach neusten Erkenntnissen wurde in einer Schweinezucht in Rinkerode dramatische Zustände festgestellt. Dies scheint kein Einzelfall in der deutschen Schweinezucht zu sein. Verstöße gegen die Tierschutz-Nutzerverordnung und hygienische Regelungen sind an der Tagesordnung. Wir berichteten bereits über kranke Nutztiere und dem Massenschreddern von Küken. Resultat hier: 13 Millionen Schweine sterben jährlich an den Folgen der Zustände.

Am letzten Mittwoch in einer Abendreportage bei SternTV vom Sender RTL wurde ein Bericht über einen Schweinezuchtbetrieb in Rinkerode veröffentlicht. Mit Hilfe von Aktivisten und Youtubern wurde bereits über einen längeren Zeitrahmen Videomaterial zusammen gestellt und die Zustände dokumentiert.

Gordon Prox und Aljosha Muttardi sind Youtuber und sind mit dem Kanal „Vegan ist ungesund“ bekannt. Die beiden Männer, die sonst ihre Aufklärung über pflanzliche Ernährung auf witzige Weise vorantreiben, bleiben in der Dokumentation über den Scheinezuchtbetrieb deutlich nüchterner und trockener.

Im Video zu sehen sind dramatische Zustände, verletzte sowie sterbende Schweine und unzählige tote Tiere, die im Gebäude und Mülltonnen herumliegen. Schockierend dabei die hygienischen Zustände, der Einsatz von massenhaften Antibiotika und Strichlisten über tote Tiere. Pro Woche werden aktiv 70 Schweine getötet. Verletzte Schweine werden dabei augenscheinlich nicht tierärztlich versorgt. Das deutsche Tierschutzbüro spricht hier über gesetzeswidrige Praktiken, die im Video aus versteckten Kameras zusammen getragen wurde.

„In dem Betrieb haben die Mitarbeiter offenbar jeden Respekt vor den Lebewesen verloren“ so schildert empört Pfeifer, Vorstandsvorsitzender des deutschen Tierschutzbüros. Zahlreiche Schweine werden getreten, gestoßen, geschlagen, geworfen und bespuckt. Tote Tiere werden achtlos auf Fusswegen liegen gelassen.

Kastenstand soll legalisiert werden

Die vorgefundende Sauenhaltung im Kastenstand verstößt gegen die Tierschutz-Nuterverordnung. Das Bundesamtwirtschaftsministerium beabsichtigt diese Kastenhaltung zu legalisieren, jedoch ist die Verordnung noch nicht in Kraft gesetzt worden. Die vorgefundende Haltung in Rinkerode ist damitgesetzeswirdig.

Die Staatsanwalt ermittelt

Vom deutschen Tierschutzbüro wurde nun Strafanzeige erstattet und das Landesministerium in Düsseldorf informiert. Es drohen Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren oder Geldstrafen von bis zu 25.000 Euro. Das Schweinzuchtbetrieb darf zwischenzeitich unter Kontrollen des Veterinäramtes die Arbeit weiter führen.

Repräsentatives Beispiel

„Ich bin mittlerweile der traurigen Auffassung, dass diese Bilder durchaus repräsentativ sein können für deutsche Schweinehaltung“, sagte ein Tierschutzbeauftragter. Um die quälerische Massentierhaltung nicht zu unterstützen, sollte man also vor allem eines tun: Weniger oder gar kein Fleisch essen. Und wenn es doch einmal Fleisch sein soll, dann nur in Bio-Qualität. Das gilt auch für andere tierische Produkte wie Milch, Eier oder Käse. Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten sollte in Betracht gezogen werden. Dabei unterstützt die Ernährungspyramide, die es auch in einer vegetarischen und veganen Version gibt und sicher stellt, dass sämtliche Stufen in der Nahrungsaufnahme berücksichtigt werden.

Lebensmittelherkunft wichtiger als Tierschutz

Herkunft der Lebensmittel 

In einer global vernetzten Welt mit ausgeprägten Handelswegen und Herkünften ist die Frage nach der Herkunft der Lebensmittel, die im Einkaufwagen landen, laut einer Umfrage gefragter denn je. Für knapp 60 Prozent aller deutschen Staatsbürger ist der Ursprung der Lebensmittel wichtiger als der Preis und somit nach dieser Erkenntnis ein entscheidendes Auswahlkriterium.

Tierwohl und ethische Bedenken

Nach den Umfrageergebnissen her ist in Deutschland das Tierwohl weniger wichtig für den Einkauf. So waren es lediglich 35 Prozent, die Angaben, dass Tierwohl auch ein Einkaufskriterium darstellt.

Lebensmittelsicherheit

Bei der Lebensmittelsicherheit ist die Sorge augenscheinlich am Größten. Belastete Lebensmittel sind weiterhin den Konsumenten ein Dorn im Auge. So informieren sich regelmäßig über 60 Prozent aller Deutschen über mögliche Lebensmittelrisiken im Fernsehen und Internet.

Kranke Nutztiere: Fast jedes vierte Lebensmittel betroffen

Nach wissenschaftlichen Studien und Mitteilungen von Organisationen wie Foodwatch und Greenpeace stammt ein Viertel der tierischen Erzeugnisse von kranken Tieren, die vermeidbar gewesen wären.

Die erarbeitete Tierwohlkennzeichnung unserer Ministerin Klöckner reicht für eine transparente Kennzeichnung nicht aus, da diese lediglich die Mindeststandards für die Haltungsbedingungen, nicht aber den gesundheitlichen Status der Nutztiere wiedergeben. Nötig ist ein Bundesweites und betriebsgenaues Register für die Dokumentation der Gesundheit unserer Tiere.

Bis zu 90 Prozent der Milchkühe erkranken durchschnittlich einmal pro Jahr

Lungen und Gelenkerkrankungen, Stoffwechsel-Störungen oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen am Euter und Klauen sind die Regel. Zudem kommen Knochenbrüche bei Legehennen hinzu, die bei einer entsprechend besseren Haltung vermeidbar gewesen wäre.

Rechtliche Konsequenzen für Betriebe mit mangelnder Tiergesundheit

Das für das Tierwohl und deren Gesundheit bereits beim Erzeuger einiges getan werden kann, ist unumstritten. Aus diesem Grund fordern die Organisationen rechtliche Konsequenzen für Betriebe, die schlechte Zustände aufweisen, aber auch im Gegenzug finanzielle Belohnung, wenn die Gesundheit der Tiere im hohen Maß langfristig sichergestellt wird.

Aufgabenverteilung für die Lebensmittelsicherheit

Für Verbraucher und dem Lebensmittelhandel spielt die Thematik der Lebensmittelsicherheit eine tragende Rolle. Zur Wahrung bestehender Vorschriften und Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit inklusive der Risikobewertung sind zahlreiche Akteure eingebunden.

Zahlreiche Behörden und Institutionen tragen eine fundamentale Funktion, um Lebensmittel sicherer zu gestalten. Um hier eine entsprechende Transparenz zu bieten, stellen wir die wichtigsten Grundpfeiler vor.

Die Behörden der Bundesländer

Die amtliche Lebensmittelüberwachung liegt in der Zuständigkeit der Bundesländer. Diese werden vom Ministerium oder der zuständigen Senatsverwaltung verzahnt.

Für die Lebensmittelüberwachung entnehmen die Veterinärämter entsprechende Proben der angesiedelten Betriebe vor Ort und prüfen festgelegte Regelwerke. Dabei erstrecken sie die behördlichen Kontrollen über alle Stufen der Lebensmittelerzeugung. Landwirte, Hersteller und Beförderunginstanzen werden ebenso kontrolliert wie Lebensmitteldepot und Gastronomie.

Eine in der Regel vordefiniertem Turnus werden die Betriebe ohne Vorankündigung besucht. Auch Hinweise aus der Bevölkerung werden für einen unangekündigten Kontrollbesuch genutzt.

Die Betriebe, die häufiger negativ in Augenschein genommen worden sind, werden engmaschiger überprüft.

Eine Überprüfung durch die Behörde erstreckt sich über die gesetzlichen Vorschriften bis hin zu hygienischen Verhältnissen in der Herstellung, Verarbeitung oder anderweitigem agieren mit Lebensmitteln. Gesucht werden insbesondere nach schädlichen Rückständen von Pflanzenschutzmitteln, krankheitserregenden Keimen oder anderweitige Stoffe, die in der Lebensmittelindustrie nichts verloren haben. Weiter werden ebenfalls die Kennzeichnung und Zusammensetzung der für den Verzehr bestimmten Produkten überprüft.

Das Bundesministerium ( für Ernährung und Landwirtschaft )

Vorbeugender Verbraucherschutz und die Qualitätssicherung fallen in die Aufgaben des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Hier werden unter anderem die umwelt- und tiergerechte Erzeugung sichergestellt, dass zu den drei Hauptzielen des Ministeriums gehört.

Unterteilt in den Geschäftsbereichen der Risikobewertung ( Bundesinstitut für Risikobewertung ) und dem Verbraucher- und Lebensmittelsicherheit ( Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ) stellt das Ministerium eines der wichtigsten Grundpfeiler der Lebensmittelsicherheit dar.

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Das Bundesamt ist als eines der unterteilten Geschäftsbereichen des Ministerium eine koordinierende Stelle. Die Mitwirkung an allgemeinen Verwaltungsvorschriften und Überwachungsprogrammen stellt eine Schnittstelle dar. Als nationale Kontaktstelle findet das Bundesamt sich eingegliedert in einem Schnellwarnsystem für Lebensmittelerzeugnisse und Futtermittel wieder.

Die Bereitstellung von Maßnahmen soll zudem die möglichen Risiken für Konsumenten und den wirtschaftlichen Schaden des Lebensmittelhandels reduzieren.

Bundesinstitut für Risikobewertung

Das Bundesinstitut erarbeitet und bewertet als anerkannte und internationale Stelle Fragen, Stellungnahmen und Analysen Rund um den gesundheitlichen Verbraucherschutz und der Lebensmittelsicherheit.

Basierend auf Risikoeinschätzungen und Vorschlägen werden Bewertungen öffentlich transparent und nachvollziehbar zur Verfügung gestellt.

Die Zollbehörde

Im internationalen Lebensmittelhandel passieren ausländische Produkte die deutsch Grenze und gelangen in die Supermärkte. Die Überprüfung der Lebensmittel an der Grenze finden durch die Zollämtern statt. Lebensmittel, die nicht den gesetzlich verankerten Anforderungen standhalten, werden entweder vernichtet oder an der Grenze abgewiesen.

Weitere Stellen zur Wahrung der Lebensmittelsicherheit

Darüber hinaus ist die EU-Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie das Europäische Lebensmittel- und Veterinäramt erwähnenswert.

Diese Stellen sind auf Europäischer Ebene für die öffentliche Gesundheit und Umsetzungsprüfung in Angelegenheiten des Tierschutzes oder Lebensmittelsicherheit zuständig.

Weiter ist die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority – kurz: EFSA) eine beratende Stelle mit wissenschaftlich basierten Analysen und Informationen um die Orientierung der Rechtssetzung in der EU zu bieten.

Das große Schreddern – Tod der Küken im Akkord

Ein Gang in den Supermarkt offeriert günstige Preise für Eierwaren. Gerade in der Osterzeit sind die nett bemalten Eier ein Hingucker und Verkaufsschlager. Die Werbeplakate versprechend zudem einen harmonischen Bauernhof mit freilaufenden Hühnern. 6 Eier für 0,99 Euro. Ein Schnapper.

Das sich der harmonische Bauernhof jedoch beim näheren Betrachten in den meisten Fällen als ein Friedhof für Babyküken formt, ist den Konsumenten meist nicht bewusst. Fasziniert von der Illusion, dass glückliche Hühner ihre Eier legen, die auf dem Frühstückstisch landen, ist groß. Die Wirklichkeit sieht in den meisten Fällen anders aus. So werden maschinell und fabrikähnliche Anlagen für die „Produktion“ der Eier genutzt. Zuvor beginnt jedoch die große Selektion der Küken.

Düsteres Kapitel der Landwirtschaft

So werden männliche Küken, die keine Eier legen können oder aufgrund der Rasse für den Mastbetrieb ungeeignet sind, kurzerhand lebendig geschreddert. Ein kurzes Leben, denn dies passiert innerhalb kürzester Zeit nach dem Schlüpfen. Allein letztes Jahr wurden in Deutschland etwa 45 Millionen männliche Küken im Akkord getötet mit steigender Tendenz.

Schon lange fordern Tierschützer ein Verbot dieser Praxis, jedoch wurde bis jetzt auf Ebene der Bundesregierung kaum etwas umgesetzt. Gemäß Tierschutzgesetz dürfen Tiere nur aus vernünftigen Gründen getötet werden. Ob im Sinne der Lebensmittelindustrie ein wirtschaftlicher Grund angemessen ist, ist eher fraglich.

Das Genome Editing- Verfahren als Alternative

Parallel sucht die Geflügelindustrie händeringend nach Alternativen, um die Schredderung zu vermeiden und den wirtschaftlichen Faktor zu verbessern.

Diesbezüglich soll ein Verfahren die Möglichkeit bieten, die aktuelle Praxis zu verhindern. Ein entsprechender Zuschuss von der Regierung liegt vor. Mit dem sogenannten Genome Editing-Verfahren wird das Geschlecht bereits im Ei bestimmt.

Bei dem Verfahren leuchten die männlichen Embryos im Ei unter UV-Licht und können so in dem Stadium bestimmt werden. Ob die Selektion in diesem frühen Status moralisch allerdings zielführender ist, mag in der Öffentlichkeit gerne diskutiert werden. Für den Lebensmittelhandel ist dieses Verfahren jedoch deutlich kostengünstiger.

Inwiefern und wann sich die Methodik etablieren wird, steht derzeit noch in den Sternen. Hier sieht man die Entwicklung „in den nächsten Jahren“.
Auch die Bio-Landwirtschaft glänzt nicht

In der Bio-Landwirtschaft ist das Töten der Küken ebenfalls gängige Praxis. Um das Image jedoch aufrecht zu erhalten, werden Auswege in Betracht gezogen. So ist die Zucht eines „Zweinutzenhuhn“ als neue Rasse eine Möglichkeit, die sich als Mast- und Legehuhn eignet.

Bei Landbetrieben, die völlig auf die Tötung der Küken verzichten, erhöht sich Preis der Eier auf etwa drei bis vier Cent, die auf den Verbraucher abgewälzt werden müssen. Denn hier werden die männlichen Küken über Jahre aufgezogen.

Das staatliche Tierwohllabel

Im Zuge der Neuformierung des Tierwohllabels, das auf Bundesebene diskutiert und konkretisiert wird, wollen wir hier auf eine Verbesserung der wahnsinnigen Praxis hoffen.

Insbesondere sollten wirtschaftliche Aspekte nicht als Kriterium für eine Tötung der Tiere in Frage kommen. Hier ist jedoch der Verbraucher ebenfalls mitverantwortlich und als Käufer gefragt, einen preislichen Beitrag für eine ökologische und lebenserhaltende Struktur zu gewährleisten.

Staatliches Tierwohllabel – das drei Stufen Modell

Bio, Vegetarisch, Vegan – viele Siegel schmücken bereits unsere Produkte und Nahrungsmittel-Verpackungen und gelten als Orientierungshilfe für den ratsuchenden Verbraucher. Doch die Vielzahl der Siegel verwirrt mehr den Konsumenten, als das diese wirklich transparenten Informationen bieten.

Gerade beim alltäglichen Einkauf wie Fleisch, Wurst und Fisch kann dies eine Hürde werden, wenn man nicht nur auf den preislichen  Aspekt schaut. Das Tierwohl – sofern man hier im weitesten Sinne davon sprechen kann – ist für den Verbraucher ein wichtiges Kaufkriterium.

Verbraucher wünschen sich Angaben und Hinweise zu den Haltungsbedingungen, die leicht nachvollziehbar im Supermarkt erkennbar sind. Diesem Wunsch will Julia Klöckner, Agrarministerin mit ihren drei Stufen-Modell des Tierwohllabels sicherstellen.
Von der Idee, zum Gesetzesentwurf und dem Tierwohllabel

Ab 2020/2021 soll es ein Tierwohllabel geben, dass „klar, wahr und verlässlich“ ist, so verspricht uns zumindest die Bundesregierung und Agrarministerin Julia Klöckner.

Einst vom Vorgänger Christian Schmidt bereits aufgegriffen, jedoch im Bundestag nie verabschiedet, greift Klöckner die Idee nun ein weiteres Mal auf. Eine inhaltliche Anpassung und die Ausweitung auf ein Drei-Stufen-Modell soll die geforderte Transparenz bieten. Dabei gilt es, je höher die Stufe, umso besser das vorgefundene Tierwohl. Ob der Vorschlag für Konsumenten tatsächlich mehr Transparenz verschafft, ist jedoch fragwürdig. Denn die bereits bestehenden Labels für Fleisch bleiben weiterhin bestehen.

Die erste Stufe liegt bereits die über den gesetzlichen Mindestanforderungen. So erhalten Bauern das Siegel für ihre Fleischerzeugnisse erst, wenn sie aktiv etwas für das Tierwohl tun.

Welche Anforderungen das im Einzelnen sind, lies man jedoch aktuell unbeantwortet stehen. Die Landwirte können auf freiwilliger Basis entscheiden, ob sie die Kennzeichnung beanspruchen wollen. Die Ministerin stellt dabei eine staatliche Förderung für Stallumbau oder Werbung in Aussicht. Wer allerdings lediglich die Mindeststandards einhält, muss auf das Tierwohllabel verzichten.

Die Kennzeichnung

Verbraucherschützer fordern schon länger, dass ein Tierwohllabel dem Verbraucher mehr Orientierung bieten soll. Langfristig wünscht man sich eine verbindliche Haltungskennzeichnung wie bei Eiern. Allerdings bleiben in diesem Fall außen vor, welches Futter oder Beschäftigungsmöglichkeiten im Sinne des Tierwohls genutzt werden. Tierwohl müsse vielmehr umfassen, als die Angabe der Herkunft und Haltung.

Nutzen des Tierwohllabels

Sie sollen bessere Lebensbedingungen für die Tiere symbolisieren und sind sicherlich ebenfalls eine clevere Marketingstrategie für Landwirte, um den Absatz und Akzeptanz zu fördern. Das aktuelle Bio-Siegel im aktuellen Verfahren verspricht hier jedoch bereits eine passende Einsicht. Die Richtlinien des Bio-Siegels gehen über das unmittelbare Tierwohl hinaus.

Nachhaltiger Fischfang – Das MSC-Zertifizierungsprogramm steht in der Kritik

Seit 1997 existiert die MSC Zertifizierung ( das blau-weiße Siegel ) und soll die Lösung auf das globale Problem der Überfischerung bieten. Die unabhängige und gemeinnützige Organisation ist als weltweit anerkannte Zertifizierungsstelle bekannt, dass für nachhaltige Fischerei sorgen soll. Für den Verbraucher symbolisiert dieses Zertifikat zudem den ökologisch einwandfreien und qualitätsbewussten Fischfang.

Das Nachhaltigkeitssiegel allerdings kein Garant für verantwortungsvollen und umweltschonenden Fischfang darstellen, verdeutlichen erneut aktuelle Berichte und kritische Stimmen. Es fehlt an  mangelnde Umsetzung und Kontrolle – so ist zudem von Bestechungsversuchen die Rede.

Bewertung durch die NON-Profit Organisation MSC

Nachhaltige Fischerei bedeutet für den MSC, dass Fanggeräte umweltverträglich eingesetzt und Fischbestände verantwortungsvoll genutzt werden. Dies spiegelt auch die öffentliche Meinung und die Grundhaltung einer solchen Zertifizierung wieder.

Für die Einhaltung der Anforderungen stehen unabhängige Gutachter zur Verfügung, die entsprechende Kontrollen durchführen. Die Messlate wird nach Angaben von MSC stetig gesteigert, zudem werden neue Zertifizierungskriterien regelmäßig erarbeitet.
Bei einer erfolgreichen zertifizierung gilt das MSC-Zertifikat einer Fischerei für fünf Jahre, das Zertifikat für Unternehmen der Lieferkette drei Jahre. Nachfolgeuntersuchungen sollen sicherstellen, dass das Unternehmen weiterhin den Anforderungen gerecht wird.
Das MSC Programm schließt sowohl kleine als auch große Fischereien ein. Nachhaltigkeit ist nicht abhängig von Größe.

Den Vorwürfen entsprechend merkt MSC an, dass es zwar Bestechungsversuche gibt, aber es sei nie nachweisbar gewesen, dass Bestechungsgeld auch angenommen wurden.  Die MSC ist eine NON-Profit Organisation und arbeitet mit Industrie, Einzelhandel, Wissenschaft, Politik und Umweltorganisationen gleichermaßen zusammen.

Jedes Jahr sterben Zehntausende Haie, Meeresschildkröten und hunderte Delfine

Greenpeace beklagt parallel, dass selbst Fischereien mit hoher Beifangrate mitunter zehntausenden Haien und Meeresschildkröten, das Siegel erhalten würde. Ehemaliger Mitbegründer des Ökosiegels Daniel Pauly formuliert seine derzeitige und abschätzende Ablehnung so: „Die MSC-Leute sind auf die dunkle Seite gewechselt, ganz und gar.“

Von einer ökologisch orientierten Fischerrei kann weiter nicht gesprochen werden, wenn aggressive Methoden beim Fischfang angewendet werden. Riesige, schwerlastige Netze pflügen dabei regelrecht den Meeresboden um und zerquetschen alles unter sich, was Ihnen in den Weg kommt. Eine kritische Fernsehreportage der ARD stellt die Zertifizierung weiter deutlich in Frage. Es werden umfassende Kontrollen der EU-Fischereien gefordert.

Eine ausführliche Stellungsnahme von MSC zu der ARD Reportage und Vorwürfen „Das Geschäft mit dem Fischsiegel“ vom 23 April 2018 ist war hier zu finden: https://20.msc.org/de/presse/stellungnahmen/das-geschaeft-mit-dem-fischsiegel

Unser Schlusswort

Zertifizierungen und Gütesiegel sollen Transparenz und Vertrauen fördern. Dafür müssen alle Stellschrauben sitzen und Kriterien für eine angemessene Beurteilung vorhanden sein. Inwiefern das MSC – Zertifikat den notwendigen Rahmen schafft, lässt sich nur mit tiefgründiger Sichtung klären.

Das Fischfang ein lukratives Geschäft ist und Fischbestände nicht „tot gestreichelt“ werden, sollte jedem Verbraucher bewusst sein, wenn dieser die Fischtheke aufsucht. Unternehmen wie Costa, Iglo und Dr. Oetker halten weiterhin an der MSC Zertifizierung fest – nicht uneigennützig, denn die Zertifizierung ist durchaus auch ein passables Marketinginstrument.

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